Paketwaage

Die Paketwaage hat sich für den Einsatz in Handel, Industrie und Logistik sowohl in mechanischen als auch in elektronischen Ausführungen bestens bewährt. Auch jahrelanger Einsatz unter erschwerten Bedingungen stellt eine moderne digitale Paketwaage heute kaum vor Probleme. Lediglich die Spannungsversorgung und der vorgegebene Temperatur- und Feuchtebereich müssen gewährleistet werden. Auf der Suche nach einer geeigneten Paketwaage, stößt man auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Waagen, die für die Paketverwiegung zum Einsatz kommen können. Mit dieser Kaufberatung möchten wir Ihnen einen Überblick über die unterschiedlichen Ausführungen und Funktionen verschaffen, um Ihnen die Auswahl der passenden Paketwaage zu erleichtern. Eine Paketwaage ist nicht nur für die Abwicklung von Versandprozessen, sondern auch für viele andere Wiegungen im Betrieb einsetzbar.

Zunächst stellt sich die Frage nach der Plattformgröße. Die Abmessungen der Plattform sollten nach Möglichkeit nicht kleiner als die der zu verwiegenden Pakete sein. Besonders wichtig ist dies bei einer Paketwaage die mit nur einer in der Mitte der Plattform angeordneten Messzelle ausgestattet ist. Bei diesen Modellen können durch ungleichmäßige Belastung Hebelkräfte auftreten, die zu falschen Messergebnissen führen und die Wiegezelle beschädigen können. Andere Modelle der Paketwaage haben statt einer Wägezelle in der Mitte der Plattform, vier Wägezellen, die in jeder Ecke der Plattform verbaut sind. Eine Paketwaage mit einer einzelnen Wägezelle ist in den meisten Fällen preislich günstiger, als eine Paketwaage mit mehreren. Der Anschaffungspreis sollte jedoch nicht das wichtigste Auswahlkriterium sein. Vielmehr sollte Langlebigkeit und Zuverlässigkeit bei den Bedingungen unter denen die Paketwaage eingesetzt wird, angemessen berücksichtigt werden.

Eine Paketwaage wird in Fertigung, Kommissionierung oder Versand oft Tag für Tag und Woche für Woche auf eine harte Probe gestellt. Tausende Wiegungen sind durchzuführen. Mit einer entsprechenden Vorbereitung kann auch eine günstige Paketwaage diesen Anforderungen gerecht werden. Eine Möglichkeit, die Gefahr von Überlastungen und Querkräften zu verringern besteht darin, die Paketwaage in einen Arbeitstisch einzulassen. Diese Maßnahme verhindert zum einen die Zweckentfremdung der Paketwaage und zum anderen vermindert sie die Einwirkung von Horizontalkräften auf die Plattform und damit auf die darunter angeordnete Wägezelle. Einige Ausführungen der Paketwaage besitzen mechanische Wegbegrenzer zum Schutz vor Überlastung der Wiegezellen. Eine andere Möglichkeit Überlastung zu vermeiden ist die Überdimensionierung der Maximallast. Das bedeutet, auch wenn nur Pakete bis 50 kg gewogen werden sollen, wird eine Paketwaage mit 150 kg Maximallast genutzt. Bei dieser Lösung muss berücksichtigt werden, dass die Auflösung und die Messunsicherheit mit zunehmender Maximallast schlechter werden.

In Abhängigkeit von Größe und Gewicht der zu wiegenden Teile wird die Paketwaage auf oder im Boden oder auf oder in einem Arbeitstisch angeordnet. Werden nur sehr kleine Packungen verwogen, kann auch eine Kompaktwaage als Paketwaage genutzt werden. Meist wird als Paketwaage aber eine Plattformwaage eingesetzt, bei der die Plattform separat vom Anzeige- und Bedienteil installiert werden kann. Gehäuse und Elektronik der modernen digitalen Paketwaage sind bei vielen Modellen so ausgelegt, dass auch Erschütterungen in gewissem Rahmen kompensiert werden können. Viele dieser Modelle der Paketwaage bieten die Möglichkeit, im Bedienmenü einen Filterwert einzustellen. Um elektrostatische Aufladungen zu vermeiden, die zum Beispiel durch Verpackungsmaterial entstehen können, wird empfohlen, die Plattform der Paketwaage gesondert zu erden.

Vor der Auswahl der Paketwaage sollte geprüft werden, durch welche Anordnung der Waage und welche zusätzlichen Maßnahmen die Wiegeprozesse möglichst ergonomisch und ohne unnötige Querbelastungen für die Waage ablaufen können. Bei sehr schweren Paketen, die von Hand auf die Plattform gebracht werden müssen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Pakete auf die Plattform geschoben werden. Die Wägezellen sind aber nicht auf die Querkräfte ausgelegt, die beim Schieben entstehen. Mögliche Lösungsansätze, die auch die Belastung der Mitarbeiter senken und dadurch die Wiegeprozesse vereinfachen, sind zum Beispiel z.B. schwenkbare Hebezeuge, Rollbahnen oder Kugeltische. Eine Paketwaage kann auch direkt in eine Rollbahnanlage integriert werden.

Zu den Standardfunktionen bei Waagen gehören die Nullstellung und die Tarafunktion. Wenn statt der international gebräuchlichen Einheiten Gramm und Kilogramm andere Einheiten benötigt werden, sollte darauf geachtet werden, dass die Paketwaage die Möglichkeit bietet, auf diese Einheit umzustellen. Eine in der Waage verbaute Uhr ermöglicht die Zuordnung von Wiegezeit und Wiegedatum zu jedem gespeicherten oder gedruckten Wiegeergebnis.

In den meisten Waagen sind darüber hinaus Berechnungsfunktionen hinterlegt. Zu den häufig anzutreffenden Funktionen bei einer Paketwaage gehören die Summierungs- und die Stückzählfunktion. Die Summenfunktion erlaubt das Zusammenfassen mehrerer Wiegungen. Dies ist zum Beispiel hilfreich, wenn Gesamtgewichte einer Sendung oder die Gewichte pro Ladungsträger nicht überschritten werden dürfen. Mit der Stückzählfunktion lässt sich die Menge gleichartiger Teile wie z. B. Schrauben eines Typs schnell und einfach ermitteln. Dies erleichtert die Überprüfung von Mehrstückverpackungen und die Inventur von Kleinteilen.

Zwei andere, für den betrieblichen Einsatz und in der Forschung nützliche Funktionen sind die Prozent- und die Grenzwertfunktion. Über die Prozentfunktion kann mit der Paketwaage festgestellt werden, wie weit Einzelstücke oder Verpackungseinheiten vom festgelegten Referenzgewicht abweichen. Ist die Abweichung zu hoch, können die betroffenen Teile vor der Weiterbearbeitung oder dem Versand aussortiert werden. Teile mit Mehr- oder Mindergewicht können so schneller separiert und dann gesondert verwertet werden. Ähnlich lässt sich die Grenzwertfunktion nutzen, bei der nach Festlegung von oberem und unterem Grenzwert angezeigt wird, ob das gewogene Teil zu leicht, ok oder zu schwer ist.

Zu den besonderen Funktionen bei einer Paketwaage gehören die sogenannte Tierwiegefunktion für dynamische Wiegungen, einstellbare Filter für die Reaktion auf schwankende Umgebungsbedingungen und interne Datenbanken für Produktdaten. Bei einigen Modellen der Paketwaage kann die geräteinterne Datenbank einfach mit Hilfe von CSV Dateien bespielt werden. Diese CSV Dateien können mit den gängigen Tabellenkalkulationsprogrammen wie z.B. Excel erstellt oder aus Warenwirtschafts- oder Lagerverwaltungsprogrammen exportiert werden.

Ist über die Bauform und die Funktionen der Paketwaage entschieden, ist zu klären, ob die Messdaten nur abgelesen oder an andere Geräte zum Drucken oder Speichern weitergegeben werden. sind die Anforderungen an die Messdaten zu ermitteln. Die Hauptfrage, die zu klären ist, ist die weitere Verarbeitung der Wiegedaten. Viele Anwender wollen oder müssen die Ergebnisse der Wiegungen protokollieren. Deswegen verfügt eine Paketwaage meist über eine Datenschnittstelle zum Anschluss von Drucker oder PC. Häufig ist diese Schnittstelle als RS232 oder USB-Schnittstelle ausgeführt, andere Schnittstellen wie LAN oder Modbus sind möglich.

Die Anbindung der Paketwaage an einen Computer ist bei geeigneten Geräten prinzipiell nicht sehr aufwändig aber nicht jeder Wiegeplatz ist dafür geeignet oder vorgesehen, mit einem Computer ausgestattet zu werden. Deshalb ist der Bedarf an komfortablen und vom PC unabhängigen „Plug and Play“ Lösungen in letzter Zeit stark gestiegen. Bei vielen dieser Lösungen enthält die Paketwaage eine interne Datenbank und zwei Schnittstellen an die Scanner und Drucker angeschlossen werden. Mit Hilfe des Scanners kann der Nutzer schnell und sicher Informationen zum Produkt an die Paketwaage senden und diese danach zusammen mit dem ermittelten Gewicht auf ein Klebeetikett drucken. An diese Schnittstellen könnten natürlich auch andere Geräte angeschlossen werden. Wenn keine Etiketten gedruckt werden sollen, könnten die Daten zum Beispiel auf einem USB-Stick gespeichert werden.

Hier ein Beispiel:
Der Nutzer scannt einen Strichcode auf dem die Produktnummer 272035 steht. Die Paketwaage durchsucht dann die interne Datenbank nach Informationen die zu dem Produkt hinterlegt sind. In dem Fall hat die Paketwaage die Artikelbezeichnung „Führungshülse“, sowie das Stückgewicht hinterlegt. Nachdem der Nutzer die zu verwiegenden Teile auf die Paketwaage gelegt hat, kann nun ein Etikett mit den wichtigen Informationen wie Artikelbezeichnung, Artikelnummer, Stückzahl, Stückgewicht usw. erstellt werden. Die Ergebnisse können als Text und als Strichcode gedruckt werden, um die Daten des Pakets an anderer Stelle schnell, sicher und einfach ablesen und abscannen zu können.

Außer den Schnittstellen zur Übertragung von Wiegedaten auf Drucker oder Computer kann eine Paketwaage auch mit Analog- oder Schaltschnittstellen zur Prozessteuerung ausgestattet sein oder werden. Über diese Schnittstellen können die gewogenen Pakete oder Teile zum Beispiel auf Bandanlagen automatisch gewichtsabhängig sortiert und weitergeleitet werden.

Viele Anwender übertragen die mit der Paketwaage ermittelten Gewichte in Anwenderprogramme auf dem Computer. Dort werden die Daten nicht nur zu Dokumentationszwecken gespeichert wie bei einer Inventurliste, sondern sie stehen auch sofort für Lieferscheine und Rechnungen oder für die Auftrags- und Materialplanung zur Verfügung. Je mehr Wiegedaten zu erfassen sind, desto größer sind die Vorteile, wenn die Werte nicht per Tastatur eingegeben werden müssen, sondern direkt von der Paketwaage in die Anwendersoftware übertragen werden können. Dadurch wird nicht nur der Ablauf beschleunigt, es werden auch Eingabefehler vermieden.

Egal, ob für den Wareneingang, für Rezepturen, für die Kommissionierung oder den Warenausgang, die direkte Anbindung der verwendeten Waage an das ERP System vereinfacht die Erfassung der Wiegedaten erheblich. Um die Wiegeergebnisse nicht nur auf dem Display anzeigen, sondern auch senden zu können, muss die Paketwaage mit einer geeigneten Daten-Schnittstelle ausgestattet sein. Schnittstellen vom Typ RS232 und USB sind bei Waagen relativ häufig bereits standardmäßig verbaut.

Für die RS232-Schnittstelle gibt es das passende Kabel und den Adapter von RS232 auf USB meist gleich als Zubehör zur Waage, so dass diese problemlos mit dem Computer verbunden werden kann. Soll ein anderer Schnittstellentyp verwendet werden wie Ethernet, Wifi oder Bluetooth, stehen weit weniger Waagenmodelle zur Auswahl. Alternativ lassen sich aber auch Waagen mit RS232- oder USB-Schnittstelle über einen Schnittstellenwandler in das Ethernet Netzwerk einbinden und RS232- oder USB-Bluetooth Adapter ermöglichen das kabellose Senden an Computer mit Bluetooth.

Der Inhalt des Sendeprotokolls der Paketwaage enthält oft Zusatzinformationen, die nicht mit ins ERP System übernommen werden sollen. Deshalb wird für die direkte Übertragung der Gewichtswerte in Anwenderprogramme eine Software benötigt, die die Daten sofort filtert. Viele Hersteller bieten solche Programme für ihre Waagen an. Nachdem Waage und Computer verbunden und die passenden Einstellungen ausgewählt wurden, läuft die Waagensoftware im Hintergrund. Sie sorgt dafür, dass die von der Paketwaage gesendeten Daten für das Gewicht an der aktuellen Cursorposition im ERP Programm wie eine Tastatureingabe ankommen.

Für viele Firmen mit hohem Versandaufkommen ist es sinnvoll, wenn jede Paketwaage im Versand so in das bestehende Versandsystem eingebunden werden kann, dass die Gewichte der Pakete direkt bei der Wiegung in die Versandunterlagen übernommen werden. Dadurch werden Fehler bei der Übertragung der Wiegeergebnisse verhindert und die Bearbeitungszeit wird erheblich verkürzt. Dazu muss die Paketwaage über eine Schnittstelle mit dem Computer verbunden werden. Spezielle Softwareprogramme für Waagen machen es möglich, dass die von der Paketwaage übertragenen Daten im passenden Format sofort an die gewünschte Stelle im betrieblichen Versandprogramm oder in der genutzten Software des Paketdienstleistes oder der Speditionen übertragen werden.

Vor der Umstellung der Versandabwicklung sollte feststehen, für wie viele Wiegeplätze die Datenübertragung in die Versandsoftware gewünscht wird und ob Waagen verschiedenen Typs eingebunden werden müssen. Es sind Softwarelösungen verfügbar, die nur eine einzelne Paketwaage unterstützen und andere, die die Daten mehrerer Waagen gleichzeitig empfangen können, auch wenn diese nicht vom gleichen Typ sind. Oft bieten die Hersteller der Waagen verschiedene Lösungen an und unterstützen den Anwender bei der Auswahl der passenden Variante.

Bei der Wiegung kann durch den Gewichtsvergleich mit gespeicherten Daten gegebenenfalls sofort eine Prüfung auf Vollzähligkeit erfolgen. Dabei wird das von der Paketwaage ermittelte Gewicht mit der Summe der gespeicherten Einzelgewichte von Paketinhalt und Verpackungsmaterial verglichen. Fallen dabei größere Abweichungen auf, kann das Paket vor der Übergabe an den Paketdienst noch einmal kontrolliert werden. Dadurch lässt sich die Anzahl der Falschlieferungen mit zu viel oder zu wenig Ware reduzieren. Außerdem ist es möglich, bei der Zusammenstellung von Paketen für Lieferungen die maximale Belastbarkeit für Paletten oder für bestimmte Lieferfahrzeuge zu berücksichtigen.

Für die Verbindung der Paketwaage mit dem Computer können Schnittstellen unterschiedlicher Typen genutzt werden zum Beispiel RS232, USB, LAN oder Modbus. Das Senden der Wiegeergebnisse über diese Schnittstellen kann nach erfolgreicher Verbindung per Tastendruck an der Paketwaage oder an einem speziell dafür an passender Stelle montierten externen Taster ausgelöst werden. Andere Möglichkeiten die Datenübertragung auszulösen sind z.B. die automatische Datenübertragung bei stabilem Wiegewert und bei einer Paketwaage mit bidirektionaler Schnittstelle auch die Abfrage der Wiegedaten über Tastendruck am angeschlossenen Computer.